Am 25.05. erreichte mich eine Einladung der ganz besonderen Art. Sie kam aus dem Hause Reidemeister & Ulrichs und trug den Namen „Einladung zur Bruichladdich Academy“. Aus dem Text konnte ich schnell entnehmen, dass es für mich tatsächlich nach Schottland, genauer gesagt auf die Isle of Islay gehen soll. Ich denke ich muss nicht erwähnen, dass ich bei dieser Einladung nicht zweimal überlegen musste.
Und so ging es am 12. Juni um 9 Uhr los zum Frankfurter Flughafen, von wo aus die Reise startete. Ich war so nervös und voller Vorfreude, das kann man sich nur schwer vorstellen. Ich muss dazu sagen, meine letzte Auslandsreise liegt 12 Jahre zurück. Das Fernweh war also dementsprechend groß. Und dann auch noch nach Schottland, wohin es mich schon lange zieht. Ich hätte Luftsprünge machen können! Den Check-In und Sicherheitscheck hinter mir gelassen traf ich auf die restlichen 7 Auserwählten, die an der Bruichladdich Academy teilnehmen sollten. Zum Glück mussten wir nicht lange warten und schon begann das Boarding. Noch mehr Glück gehabt: Fensterplatz! Nach knapp 1,5 Stunden Flug war es dann so weit und ich konnte meine ersten Blicke auf die UK werfen, bevor wir nach gut 2 Stunden den Landeanflug in Glasgow antraten.
Hier machten wir einen Zwischenstopp für eine Nacht. Zum Mittagessen gab es für mich erst mal Mac and Cheese und ein Guinness, bevor wir im Hotel einchecken konnten. Nach einer kurzen Pause zogen wir dann los nach Glasgow. Meiner Meinung nach eine wunderschöne Stadt! Rustikal, prunkvoll, altmodisch und doch modern. Der perfekte Mix. Ein Teil von Glasgow den ich euch ans Herz legen kann, ist das Streetart Viertel. Über ganze Häuser sind hier Kunstwerke verteilt. Einfach bewundernswert.
Und was natürlich auch nicht fehlen darf: das Kneipenviertel! Uns hat es in ein Pub namens Hootenanny verschlagen, in welchen es ein paar kalte Biere und natürlich die ersten Whiskys, um genauer zu sein den 14-jährigen Balvenie aus dem Caribbean Rum Cask und einen Classic Laddi, für uns gab, bevor wir uns zum Anchor Line aufmachten, wo wir zu Abend aßen. Dort konnte ich ein Rib Eye Steak und als Digestif einen Whisky Sour genießen. Nach einer gemütlichen ausgelassenen Runde ging es zurück ins Hotel.
Am Montagmorgen um 7 Uhr ging es zurück an den Flughafen Glasgow. Unser Flug nach Islay hatte leider Verspätung, so dass es erst um 10:30 Uhr in die Twin Otter ging, welche uns auf die Insel brachte. Nach rund 45 Minuten Flug, leider ohne Fensterplatz, war es dann endlich so weit und ich betrat das gelobte Land. Katie, eine Mitarbeiterin Bruichladdichs holte uns am Flughafen ab und brachte uns zu unserer Unterkunft, welche unmittelbar an der Brennerei lag. Der Weg dorthin verzauberte mich bereits. Eine halbe Stunde Fahrt entlang der Küste, eine malerische Landschaft, das Meer, Wiesen und hunderte Schafe gab es hier zu sehen. Zum Verlieben! An unserer Unterkunft angekommen, liegt eines präsent in der Luft: Whisky, Rauch und Meeresluft. Ich war so hin und weg von der Aussicht und dem Duft, dass ich gar nicht mehr weg wollte.
Wir bezogen unsere wunderschönen Zimmer, bevor es für uns weiter ging. Wir fuhren zum Port Ileain, wo ein besonderer Programmpunkt auf uns wartete. Eine Bootsfahrt entlang der Küste von Islay. Wir fuhren an Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg vorbei, und uns wurde wieder eine malerische und verführerische Landschaft, sowie verschiedene Bruichladdich und Port Charlotte Whiskys, unter anderem den 10-jährigen Port Charlotte und den Bruichladdich Black Art von 1992, geboten, bevor wir in einer kleinen Bucht ankamen. Hier machten wir Rast und bekamen vom Kapitän persönlich Jakobsmuscheln gegrillt, welche am Montagmorgen erst aus dem Wasser geholt wurden. Einfach lecker und etwas ganz Besonderes, was das Laddie Team sich für uns hat einfallen lassen. Am Abend ging es dann in Katie’s Bar zum Abendessen. Zum Essen begleitete uns ein Botanist Gin mit Tonic und im Anschluss ein nur kurzes, aber gemütliches Beisammensein vor dem Kamin in Begleitung von einem The Classic Laddie.
Am Dienstagmorgen startete unser Tag mit einer Führung durch die Brennerei, welche wirklich wunderschön und beeindruckend ist. Die meiste Ausstattung der Destille besteht aus originalen Teilen aus dem Eröffnungsjahr 1881, wie zum Beispiel die Anlage, mit welcher die Gerste zum Maischen transportiert wird und der (wahrscheinlich) einzige offene Maisch Behälter Schottlands. Nach dem Maisch-Behälter ging es weiter zu den Wash-Backs, welcher zu unserem Besuch, bis auf zwei alle leer waren. Im Anschluss standen wir vor den Pot Stills Bruichladdichs. Die Destille bestizt zwei Wash Stills, mit je ca. 17.350 Liter und zwei Spirits Stills mit je ca. 12.200 Liter Fassungsvermögen so wie eine Lomond Still, welche für die Herstellung des The Botanist Gins genutzt wird.
Nach den Stills machten wir einen Abstecher zur hauseigenen Abfüllanlage, bevor es zum wahren Schatz der Brennerei ging – einem der Warehouses. Der Geruch war erdig, tief und irgendwie dunkel, Holznoten waren deutlich zu riechen und natürlich kombiniert mit Whiskynoten. Nach dem Warehouse Besuch durften wir uns im Laddie Shop austoben, in welchem ich auch drei besondere Abfüllungen ergattern konnte! Nach der Ausbeute ging es direkt weiter auf eine kleine Rundfahrt. Angefangen auf der Octomore Farm, welche eine unheimlich schöne und weite Aussicht bietet. Der perfekte Ort, um die Schönheit der Insel auf sich wirken zu lassen und einen Moment abzuschalten!
Auf der Octomore Farm befindet sich auch eine Quelle, von welcher Bruichladdie einen Großteil des Wassers für die Whisky und Gin Produktion gewinnt. Natürlich durften wir dieses Wasser kosten und was soll ich sagen. Es war einfach unfassbar rein und sanft. Die perfekte Erfrischung für Zwischendurch.
Weiter ging es zu einem Aussichtspunkt, von welchem wir einen Blick auf das Meer, sowie ein paar der Felder werfen konnten, auf welchen Bruchladdie seine Gerste anbaut. Zu unserem Besuch waren diese Felder jedoch aktuell mit Tieren und nicht mit Gerste bestellt, um die Regeneration des Bodens zu fördern. Zu dieser Aussicht gab es dann auch den ersten Whisky des Tages: Den Bruichladdich Bere Barley 2011. Das Team bezeichnet ihn liebevoll als Nachtisch- oder Frühstückswhisky. Und da schließe ich mich an. Ein super smoother Whisky, welcher mit floralen und Gersten Aromen besticht. Am Gaumen präsentiert er eine feine Vanillenote, welche von Zitrusfrüchten und Malz begleitet werden. Unterstrichen wird das ganze mit einem leichten maritimen Touch. Sein Abgang ist langanhaltend, mild und geprägt von Gersten- und Vanillenoten.
Weiter ging es zu einer kleinen Bucht namens Currie Sands in welcher wir einen 35-jährigen Laddie probieren durften, welcher einfach nur bombastisch war. Seidenweich, cremig, Vanille, Karamell, dunkle Früchte und Rosinen habe ich wahrgenommen. Zum dahinschmelzen. Und das Ganze, während ich mit meinen Gummistiefeln im Meer stand. Der perfekte Ausklang für diese begeisternde Rundfahrt auf Islay!
Nach der Rundfahrt besuchten wir erneut das Warehouse, in welchem wir ein kleines Warehouse-Tasting bekamen. 2 Whiskys wurden uns kredenzt zu welchen ich leider nichts sagen darf außer: freut euch drauf! Einer davon wir voraussichtlich diesen August noch nach Deutschland kommen, auf den anderen müssen wir noch etwas länger warten. Zum guter letzt bekamen wir noch einen Tropfen von einem Whisky, bei welchem es heißt „ein Teelöffel macht dich Blind, ein zweiter sorgt dafür, dass dein Herz aufhört zu schlagen“.
Der Octomore X4+10. Ein Whisky mit 70% und 162 ppm und noch dazu der erste Octomore, den ich je probieren durfte.
Rauch, Vanille, Karamell und Malznoten schmeicheln der Nase. Die 70% Alkoholgehalt sind so perfekt eingebunden, dass sie kaum spürbar sind. Unterschwellig machen sich feine Fruchtnoten von Banane und Kokosnuss bemerkbar.
Am Gaumen bringt er etwas Ingwerschärfe mit sich und auch der Alkoholgehalt ist hier mehr vertreten. Vanille und Noten von Äpfeln begleiten die Ingwernoten. Er ist cremig und vollmundig bevor er in seinen langanhaltenden und warmen Abgang übergeht. Der Octomore Rauch bleibt eine ganze Weile bestehen in Begleitung von der dezent zurückbleibenden Ingwerschärfe und Mandeln.
Ich habe den Test für euch gemacht und 2 Drams getrunken und siehe da, entweder macht Whisky unsterblich oder ich habe Superkräfte, denn ich bin weder erblindet noch hat mein Herz aufgehört zu schlagen.
Zurück in der Unterkunft hatten wir noch ein paar Stunden für uns, bevor es zu unserem letzten Ausflug ging – dem Stamm-Pub von Robert, dem Mitarbeiter von Bruichladdich welcher für unsere Truppe zuständig war.
Die Auswahl an Whiskys in diesem Pub ist einfach bombastisch. Von klassischen Einsteiger Whiskys bis hin zu Single Cask Abfüllungen und Raritäten ist hier Alles geboten! Der Besuch hier ist ein Muss für jeden Whisky-Fan, der die Insel besucht. Das Essen hier war natürlich auch klasse 😀
Am Ende des Abends gab es dann noch eine ganz besondere Überraschung für unsere Gruppe. Wir bekamen eine individualisierte Flasche Bruichladdie. Einen 8-jährigen Laddie, welcher in einem Oloroso Sherry Fass lagerte. Das perfekte Geschenk und der perfekte Abschluss für diesen einmaligen und beeindruckenden Trip, welcher lange im Gedächtnis bleibt!
Ich bedanke mich von ganzem Herzen bei Reidemeister & Ullrichs, sowie bei Eggers & Franke, dass ihr mir diese besondere Reise ermöglicht, diese einmaligen Einblicke verschafft und mir diesen persönlichen Traum erfüllt habt!
Special Thanks to Robert, Katie and the rest of the Bruichladdich team for inviting us, showing us around your island, your favorite places, pubs and the Bruichladdich distillery! And for the special gift you gave to us!
Ebenso danke ich meinen Mitreisenden, die diese Reise zu dem gemacht haben, was sie ist. Für die interessanten und anregenden Gespräche, die geteilten Erfahrungen und Gedanken, die gemeinsamen Abende vor dem Kamin und jeden Lacher den wir geteilt haben.
Ich freue mich euch (möglichst) alle am 31.07.2022 bei uns in Mömbris begrüßen und wiedersehen zu dürfen! ♥
Eins steht fest: Schottland und ich haben uns zum ersten,
aber definitiv nicht zum letzten Mal gesehen! ♥