Zu meiner Premiere in diesem Blog liegt es nahe einen Single Malt Whisky aus meiner Lieblingsbrennerei vorzustellen – Caol Ila von der Insel Islay.
Der Whisky wurde am 3. Mai 1984 gebrannt und… – “Moment”, werdet ihr denken, “kann der nicht mal den Druck auf der Flasche lesen? Das fängt ja toll an!”. Ich kann beruhigen, dies ist einer der wenigen Fehldrucke, die von dieser Abfüllung existieren.
… und nach 32 Jahren in Fassstärke mit 60,1% Alkoholgehalt vom unabhängigen Abfüller Blackadder auf die Flasche gezogen.
Wem Blackadder kein Begriff ist: Dieser Abfüller bringt mit seiner “Raw Cask” Reihe Abfüllungen auf den Markt, wie sie aus dem Fass kommen. Soll heißen, dass nicht nur auf Kühlfiltrierung und Färben verzichtet wird, sondern auch auf mechanische Feinfiltration, so dass auch Fass-Sedimente mit in die Flasche gelangen. Bei den “Statement”-Abfüllungen soll es sich hierbei um Fässer mit außergewöhnlicher Qualität handeln. Schauen wir mal, ob diese Messlatte hier gehalten werden kann.
Nase:
Zunächst fällt auf, dass der Alkohol sehr präsent ist. Das ist kein Wunder bei 60 Volumenprozent! Daneben stehen Möbelpolitur, Mandel- und Walnußöl, Muskatnuss und dezent frisch geriebene Vanilleschote.
Aber Wasserzugabe (er verträgt viel!) und vor allem eine halbe Stunde bis Stunde Ruhe im Glas und dann zeigt er, was lange gereifte Ex-Bourbonfass Caol Ila zu bieten haben: Schöne und elegante Noten von Muskat, etwas Zimt, exotischen Früchten (Mango, Papaya und Pithaya) und Nussöl. Das alles gepaart mit dem Duft der Gischt am Meer, Grapefruit und Limette sowie einer dezenten Rauchnote im Hintergrund.
Mund:
Unverdünnt ist mir der Alkohol leider zu präsent, daher muss da Wasser dazu.
Zunächst ein pfeffriger Antritt, der aber schnell in eine schöne Melange aus Süß, vor allem Vanille und Frucht und Zitrus-Spritzigkeit übergeht. Das Mundgefühl ist sehr, sehr cremig, was die Süße unterstützt. Zeitweise habe ich das Gefühl, einen Vanille-Frucht-Pudding im Mund zu haben. Auch die weiteren Noten aus der Nase sind wieder da: Nüsse, Muskat und Zimt, hintergründig etwas Salz und Rauch. Alles sehr schön miteinander verwoben.
Abgang:
Der Abgang ist mittel-lang bis lang. Hier merkt man dann auch Eichenwürze, gepaart mit Rauch und nur einer dezenten Süße von Mango.
Fazit:
Pur ist diese Abfüllung nur schwer zu genießen, was ich aber angesichts des Alkoholgehalts nicht als großes Manko der Abfüllung bewerte. Es ist ein typischer Caol Ila aus der ersten Hälfte der 80er-Jahre, der sich noch viel vom Brennereicharakter erhalten hat. Die Fassreifung hat ihm eine tolle Eleganz verliehen ohne das Destillat niederzuringen.
Wenn ich gezwungen würde, eine Kritik zu äußern: Es gibt nichts, dass die Abfüllung aus den nicht gerade wenigen 80er Jahre Caol Ilas mit 30+ Jahren Fassreifung besonders hervorhebt. Das ist aber Jammern auf ganz hohem Niveau.