Nachdem wir von einem Bekannten ein altes fünf Liter Fass geschenkt bekommen hatten, in welchem vorher sein selbstgemachter Rotwein Zuhause war, kam für uns als Whiskyfans natürlich nur ein Verwendungszweck in Frage. Das Fass sollte helfen einem Whisky einen neuen Charakter zu verleihen.
Der Plan für unser Fassprojekt
Eigentlich sollten unsere Fassprojekte eher neue Wege beschreiten: Finish mit Vorbelegungen die nicht üblich sind.
Da aber bisher in diesem Fass nur Rotwein war, entschieden wir uns dies vorläufig auch dabei zu belassen. Ein bereits belegtes Fass, für welches man nicht mal etwas gezahlt hat, macht das Finishen im Normalfall günstiger. Keine Kosten fürs Fass, keine Kosten für die Vorbelegung.
Leider war es am Ende nicht so einfach!
Der Zustand des Ex-Rotweinfasses
Das Fass war trocken wie die Wüste, die Dauben hatten sich so weit zusammengezogen, dass die Spannringe völlig lose waren und somit das ganze Fass auseinanderzufallen drohte. Das Fass war also in diesem Zustand nicht zu gebrauchen. Hinzu kam auch noch eine leichte Lackierung. Diese hätte wohl das Atmen des Fasses sehr erschwert bzw. großteils verhindert.
Die Aufbereitung des Fasses
Also beschlossen wir das Fass mit jeder Menge Motivation und wenig Ahnung aufzubereiten.
Schritt 1:
Zunächst nahmen wir die Spannringe herunter und unterzogen sie einer Drahtbürsten- und Stahlwollen- Kur, welches zwar den Rost nicht völlig entfernte, aber doch deutlich reduzierte.
Danach waren die Dauben dran. Einzeln demontiert wurden sie nacheinander abgeschliffen um den Lack zu entfernen.
Danach sah das Fass schon deutlich besser aus.
Schritt 2:
Da das Fass schon relativ lange leer in einem Keller stand, bestand die Möglichkeit, dass sich Pilze im Holz eingenistet hatten. Da nicht alle Pilze durch Alkohol absterben, brauchten wir eine Alternative, am Ende lief es dann trotzdem auf Alkohol hinaus. Der besagte Alkohol war ein hochprozentiger Rum, zugegeben nicht gerade der hochwertigste, der das innere des Fasses benetzte und dann anschließend angezündet wurde.
Schritt 3:
Nach dem das Fass somit von Innen und Außen aufgefrischt wurde, ging es daran das Fass wieder zusammen zubauen, in der Hoffnung dass es anschließend auch einigermaßen dicht ist. Also alle Dauben auf die Deckel, die Spannringe drüber und festgeschlagen. Danach sah das Fass bedeuten besser und hochwertiger aus “super!!!”, jetzt muss es nur noch dicht sein! Also Gartenschlauch her, Wasser rein ins Fass!!!……und Wasser raus aus dem Fass, leider an Stellen an denen man es mal so gar nicht gebrauchen kann und auch viel mehr als man gehofft hätte. Die Frage war also bekommen wir das Teil jemals dicht?
Schritt 4:
Klar ein Fass muss vor Gebrauch gewässert werden, man sag gewöhnlich ca. 24 – 48 Stunden, wenn das Wasser aber keine 2 Minuten im Fass bleibt wird es etwas schwierig. Also gab es die Intensivkur, Wasser von Innen und Außen, das Fass kam also in einen Eimer. Nach dem wir den Schlauch in das Spundloch gesteckt hatten und uns kurz über unser selbstgebasteltes Wasserspiel gefreut hatten, wurden die Zweifel das Fass dicht zubekommen nicht gerade kleiner. Trotzdem wollten wir nicht aufgeben und hofften weiter auf die Quellwirkung des Holzes.
Schritt 5:
Nach ca. 2,5 – 3 Stunden zeigten sich dann aber doch Erfolge, das Fass leckte zwar noch, aber deutlich schwächer wie vorher und somit kam doch die Hoffnung auf das Fass wieder nutzbar machen zu können.
Wir gaben dem Fass also die ganze Nacht Zeit und siehe da, am nächsten Tag war das Wasser in der kleine Tonne in der es lag, nicht nur lila/rot gefärbt, auch das Fass hatte weiter an Dichte gewonnen. Zwar lief es noch ganz leicht an den beiden Deckeln, aber nur so gering, dass hier mit Fassdichtmaterial das Problem behoben werden kann. Das Fass konnte jetzt sogar rein von Innen gewässert werden. Danach werden wir das Fass an den verbliebenen Punkten abdichten. Man könnte noch erwähnen das der Stopfen des Fasses leider nicht mehr da war, aber auch dafür fanden wir eine Lösung: die Spitze eines Besenstiels, Abgeschliffen passte er perfekt.
Schritt 6:
…liegt noch in der Zukunft, wenn das Fass dicht ist, werden wir es noch einmal mit Rotwein belegen, da durch das viele Wässern sicher einiges verloren gegangen ist. Dazu kommt die Frage ob die Aromen des Rotwein nach so langer Zeit überhaupt noch im Holz waren oder nur noch Farbstoffe. Das Ergebnis des ganzen erwarten wir in ca. einem halben Jahr.
Wir halten euch über den Fortschritt unseres Fassprojekt in Eigenregie auf dem Laufenden. Wir freuen uns auch über Erfahrungen, Anregungen und Tipps von euch in den Kommentaren.
Mario & Thomas