Tatsächlich beschwere ich mich recht oft, dass es kaum transparente Iren gibt. Bei denen man weiss, woher sie stammen! Die eine Altersangabe tragen und bezahlbar sind! Asche über mein Haupt – die Single Malts von Tyrconnell ließ ich bisher unbewusst total außer Acht. Zu unrecht, denn sie bieten genau das, was ich zuletzt so oft bei Iren vermisste! Daher wurde es heute Zeit, einen aus dieser Range zu probieren. Viel Spaß beim Lesen!
Eckdaten zu Tyrconnell
Der Tyrconnell Single Malt Whiskey wird seit den 1980er Jahren in der großen, irischen Cooley Distillery produziert. Zweifach auf Potstills destilliert, setzt sich das Sortiment aus einem günstigen Malt ohne speziellen Namen und Altersangabe, Finishes mit 10 Jahren Alter (Sherry, Port, Madeira) und diversen älteren Abfüllungen mit 16 Jahren Reifezeit zusammen. Die Nachreifung in Madeira Casks soll heute mein Objekt der Begierde sein! Nach der ersten, klassischen Reifung in ehemaligen Bourbonfässern, erhielt der bis dato 10 Jahre alte Tyrconnell ein Finish für wenige Monate in Likörweinfässern, die von der zu Portugal gehörenden Insel Madeira stammten. 46 Umdrehungen klingen vielversprechend und lassen darüber hinwegsehen, dass der Whiskey gefärbt und kühlgefiltert ist. 45 Euro rufen die Iren für die 0,7 Literflasche auf. Ich bin gespannt!
Farbe und Aroma des Iren mit Finish
Farbe – egal. Gefärbt.
Die erste Nase lässt auf Äpfel schließen. Die knackigen roten, die man von der Kirmes kennt. Schön mit Glasur drauf! Süß ist der Ire definitiv. Und je länger ich an ihm rieche, desto krasser wird die Apfelaromatik! Man stelle sich einen schönen Korb vor, der im Sommer unter einem Baum steht und der prall gefüllt mit den verschiedensten Variationen ist: Grüner Apfel (leichte Säure), rote und gelbe Äpfel (saftig-süß), bis hin zu Bratäpfeln (Gewürz). Apfelbombe! Leichte Eichentöne gesellen sich hinzu und verwandeln den Korb in eine Holzkiste. Was für ein Schmeichler!
Der Tyrconnell mit Madeira Finish im Geschmack
Auch auf der Zunge futtere ich mich einmal durch die Apfelabteilung! Von saftig, über süss, bis säuerlich – alles ist vertreten. Das Malz an sich gibt einen leicht herben Kontrast, untermalt von der dezent trockenen Eiche, die mit zarter Würzigkeit auf den in sich stimmigen Iren einwirkt. Allgegenwärtig ist eine milde Karamellsüße, die den gesamten Geschmack trägt.
Abgang und Fazit zum Tyrconnell 10 Jahre Madeira Finish
Den Abgang würde ich als mittellang deuten. Die Würzigkeit vom Fass bzw. den Fässern hat hier mit einer fast schon pfeffrigen Note ihren Höhepunkt. Das steht dem Whiskey sehr gut und balanciert die Fruchtsüße perfekt aus. Im Finish macht sich die Eiche mit einer gewissen Bitterkeit bemerkbar, was ebenfalls den Äpfeln schön zuspielt.
Ja, dumm dass ich den nicht schon früher probiert habe! Gefällt mir sehr gut als Dessert-Whiskey. Und ich muss jetzt auch definitiv die anderen Finishes von Tyrconnell probieren!
Hattet Ihr schon Whiskeys von Tyrconnell im Glas?
Grüße
Pat