Im Februar hatte ich ein Tasting mit Whiskys und allesamt stammen aus der Bruichladdich Destillerie. Vier Whiskys haben es ins Glas geschaft, dreimal Octomore und einmal Port Charlotte. Meine Eindrücke könnt ihr den nachfolgenden Zeilen entnehmen.
Octomore 10.1 Dialogos
107ppm, 59,8% Vol., 5 Jahre alt, destilliert 2013, abgefüllt 2019, nicht gefärbt, nicht kühlgefiltert, gereift in Ex-American-Oak-Fässern.
In der Nase habe ich dezenten Rauch, schöne Vanillearomen, Karamell und Marzipan. Die fruchtigen Aromen nehme ich als Bratapfel und Johannisbeeren wahr. Die Johannisbeeren sorgen für die Säure, der Bratapfel sorgt mit seiner dezenten Süße für den Ausgleich. Der Alkohol ist hier noch schön eingebunden. Gibt man viel Zeit im Glas, tritt der Rauch etwas in den Hintergrund und die Vanillearomen werden immer deutlicher.
Im Mund hat er einen kräftigen und recht scharfen, pfeffrigen Antritt, was wohl seiner Jugend geschuldet ist. Er brennt regelrecht auf der Zunge, insbesondere an der Zungenspitze. Süßes Malz und Ananas vermögen die Schärfe nicht auszugleichen.
Der Nachklanfg wird ebenfalls vom Pfeffer überlagert und ist langanhaltend. Toffee blitzt auf, kalter Lagerfeuerrauch begleitet die Schärfe bis zum Schluss. Auch nach 20 Minuten ist der phenolische Rauch noch spürbar.
Mit Wasser wird er wortwörtlich entschärft, in der Nase werden die Fruchtaromen intensiver und Ananas kommt hinzu. Der Nachklang enthält jetzt Spuren von Schokolade.
Fazit: Pur ist er nicht so meins, mit Wasser wird er gefälliger. Es wird wohl bei dem Sample bleiben.
Octomore 9.3 Dialogos
133ppm, 5 Jahre alt, 62,9% Vol., destilliert 2012, abgefüllt 2018, gereift in American Whiskey Casks und französischen Weinfässern (25% 1st-fill-ex-American, 25% 3rd-fill-Virgin-oak, 20% 2nd-fill-ex-Rivesaltes, 20% 2nd-fill- ex-Syrah und 10% 2nd-fill-Bourbonfässer), nicht gefärbt, nicht kühlgefiltert.
In der Nase habe ich ein Früchtekompott, welches über einem Torffeuer eingekocht wird. Abgeschmeckt wird mit süßem Malz und Zitrone. Anschließend wird das Kompott mit Shortbread gereicht. Maritime Noten blitzen auf.
Im Mund geht es so weiter, das Mundgefühl ist eher trocken. Sirup und etwas würzige Eiche kommt hinzu.
Der Nachklang ist langanhaltend, phenolisch, rauchig, maritim-salzig, eichenwürzig und scharf. Die maritimen Noten herrschen noch lange vor.
Mit Wasser wird er insgesamt milder aber auch trockener. Die maritimen Noten drängen in den Vordergrund, schön umspielt vom Torfrauch.
Fazit: Interessant und vielschichtig. Pur für mich einen Tick zu trocken, mit Wasser genial.
Octomore 10.4 Virgin Oak
88ppm, 63,5% Vol., reifen durfte er nur 3 Jahre in neuen Eichenholz-Fässern, destilliert 2016, abgefüllt 2019, nicht gefärbt, nicht kühlgefiltert,
In der Nase habe ich intensive Vanillearomen gefolgt von Karamell,Schokolade, Tabak, Beerenfrüchte, insbesondere Heidelbeeren. Über allem wabert Lagerfeuerrauch.
Im Mund ist er würzig und wärmend, erdigen Torfrauch nehme ich wahr. Pfeffer verleiht dem Whisky eine deutliche Schärfe, die wohl dem jungen Alter und dem hohen Alkoholgehalt geschuldet ist.
Der Nachklang ist wärmend und langanhaltend, mit würzigen Noten, Vanille, Kokos, Tabak und etwas Eiche.
Mit Wasser wird er entschärft und milder, ohne seinen Charakter zu verlieren. Beim Nosing blitzt Lakritz auf. Im Mund habe ich jetzt phenolische und maritime Noten. Salzkaramell ist mit von der Partie.
Fazit: Toller, komplexer Whisky und hier gilt auch wieder: Es muss nicht immer ein besonderes Finish oder Reifung in Sherry-, Wein- oder Portweinfässer, etc. sein. Mir gefällt dieser Whisky.
Port Charlotte OLC 01
9 Jahre alt, Reifung zu 30% in 1st-Fill American Whisky Casks, 40% in 2nd-Fill American Whisky Casks, 25% in Vin-doux-Süsweinfässer und 5% in 2nd-Fill-Syrah Weinfässer. Danach wurden die Fässer vermählt und 18 Monate in Oloroso Sherry Hogsheads gefinisht, abgefüllt mit 55,1% Vol., nicht gefärbt, nicht kühlgefiltert, destilliert 2010, abgefüllt 2020.
In der Nase ist er geprägt von süßen Früchten wie Feigen, dunklen Beeren, Orangen, Aprikosen und Pfirsichen. Erdiger Torfrauch, später auch Lagerfeuerrauch, Röstaromen und Karamell kommen hinzu. Limetten sorgen für etwas Säure. Der Alkohol sticht ein wenig in der Nase. Das wird auch durch Zugabe von Wasser nicht weniger. Es kommen aber dezent florale Noten hinzu.
Im Mund gibt er sich ölig und der Torfrauch ist allgegenwärtig. Auch hier habe ich Röstaromen von frisch gerösteten Kaffeebohnen und Nüssen. Die Früchte müssen sich durch den Rauch kämpfen. Hier spiegeln sich die Fruchtaromen des Nosings wieder. Pfeffer leutet den Nachklang ein. Mit Wasser wird er milder und auch etwas süßer. Dunkle Schokolade ist zu schmecken.
Der Nachklang ist langanhaltend und pfeffrig, mit Vanille, Zitrus, würzige Eiche, Tabak und Zartbitterschokolade.
Fazit: Heavily Peated, kräftige Aromen, die Sinne fordernd. Lädt zum Spiel mit Wasser ein. Ein toller Tropfen.
Gesamtfazit
Der Port Charlotte und der Octomore 10.4 konnten mich überzeugen. Interessant, das es der älteste und der jüngste Whisky sind, die mir in diesem Tasting am meisten zugesagt haben. Und von der Fassreifung könnten sie auch unterschiedlicher nicht sein.