Reifung und Nachreifung in Weinfässern ist ein sehr spannendes Thema für mich. Und glücklicherweise gibt der Markt in diesem Bereich eine enorme Vielfalt her – seitens der Brennereien selbst oder in Form unabhängiger Abfüllungen. Diese Thematik nahm ich mir zum Anlass, um zwei Single Malts mit derselben DNA zu vergleichen!
Die Gegner
Einzug in mein Glas halten:
– Glenallachie 11 Jahre Moscatel Finish
Dieser Single Malt Whisky aus der schottischen Speyside reifte knappe 10 Jahre in Ex-Bourbonfässern, bevor man Ihn für weitere 1,5 Jahre in Ex-Moscatelfässer füllte. Kräftige 48 Umdrehungen klingen vielversprechend, ebenso die Natürlichkeit des Whiskys selbst ohne Farbstoff und ohne Kühlfilterung.
– Glenallachie 8 Jahre Moscatel (Cooper’s Choice)
Dieser Single Malt aus dem Jahr 2011 reifte komplette acht Jahre in Ex-Moscatelfässern und wurde mit kräftigen 59 vol. % Alkohol unter dem Label Cooper’s Choice abgefüllt. Ebenfalls komplett naturbelassen.
Glenallachie – die Originalabfüllung
Ich liebe die Finishes von Glenallachie – real Talk! Kaum eine andere Brennerei schafft es meiner Meinung nach so gut, das jeweilige Fass zur Nachreifung so bewusst einzusetzen, dass es den eigentlichen Brennereicharakter nicht erschlägt. Selbiges findet hier statt! Zart blumig und frisch spiegelt sich der Grundcharakter in der Nase wider. Zarte Süße in Form von Vanille und eine leichten Säure des Weissweins gibt dem Glenallachie Komplexität. Die 48 Umdrehungen passen geschmacklich wie die Faust auf’s Auge, geben Kraft und tragen die gerochenen Aromen vorwärts ohne aufdringlich zu sein. On Point! Zarte Eiche, angenehme Weinaromatik und der schöne und milde Brennereicharakter machen Spaß im Glas!
Cooper’s Choice – die unabhängige Abfüllung
Die Vintage Malt Whisky Company füllt Einzelfässer unter dem Label Cooper’s Choice ab. Hier habe ich direkt in meiner Einsteigerzeit Blut geleckt, denn hierzulande werden diese Single Cask Bottlings von Andy McNeill vertrieben – wie ich aus Aschaffenburg kommend. Was bei diesem 8-jährigen auffällt ist die Farbe. Trüb wie Apfelsaft liegt er im Glas, am Boden der Flasche hat sich ein Satz gebildet, was auf ein sehr aktives Moscatelfass schliessen lässt. Und so ist es auch. Heftiger Weineinfluss mit Säure, Gewürzen und trockener Eiche gehen direkt vorwärts, vom eigentlichen Grundcharakter der Destille spürt man hier nichts mehr. Auch die 59 vol. % geben dem Malt viel Kraft, das junge Alter fördert dies. Geschmacklich wiederum ist die Balance in der Waage – ebenfalls dem Alter geschuldet. Denn nach “nur” acht Jahren konnte das Fass nicht die Oberhand gewinnen und lässt Spielraum für die blumige Frische der Speyside-Brennerei. Die in der Nase vernommene Intensität ist geschmacklich im ersten Antritt dominant, wird dann aber gefälliger und klingt mild aus.
Fazit
Mir gefallen beide Single Malts gut bis sehr gut. Der gefälligere und einfach zugänglichere ist definitiv die 11-jährige Originalabfüllung. Könnte ich jeden Tag in mein Glas lassen. Spezieller ist das Bottling von Cooper’s Choice. Macht definitiv keine Gefangenen in der Nase – auch nicht im ersten Antritt. Er braucht seine Zeit und wird, lässt man sich auf Ihn ein, hinten raus deutlich filigraner. Dennoch nichts für “jeden Tag”! Daher tendiere ich bei meinem Gewinner des Duells hauchzart zur Originalabfüllung. Danke auch an meinen Freund Tarik für das Bereitstellen der Flaschen. (Sein Sieger ist die UA).
Grüße
Euer Pat