Ende des Jahres 2020 habe ich mal wieder durch die Regale bei meinem Local Dealer gestöbert. Ich hatte mal wieder Lust auf einen “Raucher” und stieß letztendlich auf den Kilchoman Sanaig.
Distillery und Abfüllung
Im Westen der Insel Islay liegt die noch recht junge Brennerei Kilchoman. Die Brennerei liegt nicht, wie die anderen Islay-Brennereien, an der Küste. Hierin begründet liegt das einzigartige Aroma der Whiskys aus dieser Brennerei.
Bei Kilchoman handelt sich um eine sogenannte “Farm Brennerei”, was bedeutet, dass ein Teil der Gerste auf eigenen Feldern angebaut wird. Interessant ist, dass die Brennerei einen Teil ihres stark rauchigen Malzes eigenständig mälzt und in der hauseigenen Kiln trocknet. Dies findet man in dieser Form nicht mehr in vielen schottischen Brennereien.
Der Kilchoman Sanaig ist das fruchtigere Gegenstück zum bekannten Machir Bay. Die Flasche selbst trägt keine Altersangabe, doch soll es sich laut diverser Quellen um eine Mischung aus vier- bis fünfjährigen Ex-Bourbon und Ex-Sherryfässern handeln. Im Vergleich zum Machir Bay liegt der Anteil an Sherryfässern höher, was den Whisky deutlich fruchtiger machen soll. Der Sanaig wird abgefüllt mit 46% und kommt ohne Zusatz von Farbstoff und ohne Kühlfiltration in die Flasche.
Ein wirkliches Highlight ist die Flasche des Sanaig. Wo viele Whiskys mit langweiligen Flaschen daherkommen, gibt sich Kilchoman mit seinem Flaschendesign durchaus Mühe. Das Endergebnis kann sich sehen lassen. Wenn ich schätzen müsste, wurde ich sagen, dass allein schon die Flasche zehn Euro wert ist. Die Flasche liegt, mit einem dicken Glasboden, schwer in der Hand. Im oberen Bereich prangt das Logo der Brennerei auf einem “Pokerchip”. Der Korken ist an einen wertigen Holzverschluss geklebt. Auch auf diesem prangt das Logo von Kilchoman. Ein weiteres optisches Highlight ist die Verpackung der Flasche, auf der rundherum die Umrisse von Schottland prangen. Die Insel Islay wurde in Gold auf die Verpackung gedruckt. Eine “Nadel” markiert die Bucht “Sanaigmore”, nach der dieser Kilchoman benannt worden ist.
Bis hierhin scheint das Gesamtpaket zu stimmen. Schauen wir mal wie sich der Whisky im Glas schlägt.
Was sagt die Nase?
Wow! Sofort steigt mir sehr starker Torfrauch in die Nase. Nach ein paar Minuten macht der Sanaig schnell auf und wird äußerst süß im Aroma. Hinter dem Rauch liegen tolle Aromen nach Rosinen und Trockenfrüchten. Insgesamt ist dieser Kilchoman sehr fruchtig und absolut ausgewogen in der Nase. Was bei einem NAS-Whisky auch erwähnt werden sollte, ist die Tatsache, dass hier absolut keine “Spritigkeit” vorherrschend ist, wie man bei anderen NAS-Whiskys manchmal in der Nase hat.
Was sagt der Mund?
Ausgesprochen angenehmer Antritt mit einer sehr kräftigen Jodnote. Ich liebe diese Anklänge von Jod in meinen Whiskys. Hier merkt man, dass es sich um einen Islay-Whisky handelt, wenn auch der Rauch ein anderer ist, als bei den Küstenbrennereien auf der Insel. Wie schon in der Nase ist der Sanaig auch im Mund äußerst fruchtig. Auch hier erinnert es mich wieder an Rosinen und Trockenfrüchte. Es folgen leicht bittere Noten, die mich an Kaffee und entfernt an Zwieback erinnern. Nach hinten raus legt sich eine schöne Spritzigkeit (Zitrus) über den gesamten Mundraum. Der Abgang ist mittellang bis lang durch die 46% und wird begleitet von einer lang anhaltenden Rauchnote.
Was sage ich zum Kilchoman Sanaig?
Schon in der Vergangenheit hat Kilchoman bewiesen, dass sie Whisky können. Der Kilchoman Sanaig ist ein absolut komplexer NAS-Whisky. Seine Herkunft von der Insel Islay kann der Sanaig nicht verstecken. Mir gefällt der toll eingebundene starke Rauch (Jod) und die schöne Fruchtigkeit (Trockenfrüchte).
Wer bis jetzt noch keinen Kilchoman im Glas hatte, für den wird es Zeit. Ich denke, dass der Sanaig ein toller Einstieg ist, um die Brennerei für sich zu entdecken.
Bis zum nächsten Mal.
Euer
Tim